Es ist etwa 00:50 Uhr, als ich mich im ICE nach Hannover in mein Abteil begebe. Mit nur mäßiger Entgeisterung stelle ich fest, dass das Abteil von zwei Schlafenden in Beschlag genommen worden ist. Erschöpft lasse ich meine Tasche auf einen der leeren Sitzplätze fallen und sinke auf den letzten Platz nieder. Mit Mühe halte ich meine Augen offen und warte, dass der Zug endlich abfährt.
Entgegen aller Pläne fahre ich nicht etwa von Köln zurück nach Berlin. Ich sitze in Frankfurt am Main fest. Nach Fahrplan werde ich frühestens 06:55 Uhr den Berliner Hauptbahnhof erreichen. Aber diese Strapazen nehme ich, in Erinnerung an das vorangegangene Wochenende, gern in Kauf.
Mit einem sanften Ruck setzt sich der ICE in Bewegung. Ein Glucksen der schlafenden Frau schräg gegenüber erinnert mich daran, dass ich nicht allein bin. Ich bin erschöpft und müde, aber glücklich. Mit einem Lächeln schließe ich die Augen. Und ohne, dass ich es gewollt hätte, formen sich vor meinem inneren Auge erste lose Schemen zu zusammenhängenden Bilder zusammen, die immer mehr an Fahrt und Dynamik gewinnen.
Vor mir liegt eine breite, schwarze Asphaltstraße. Ich halte ein Lenkrad in Händen und beobachte vor mir ein hellblaues Auto, das mich mit seinem sinnlich wackelnden Hintern betört. Die letzten drei Tage auf der Straße haben offensichtlich ihre Spuren hinterlassen.
Ein metallisches Rattern zerreißt die Stille in meinem Kopf und ich öffne die Augen. „Die Fahrkarten bitte.“
Etwa drei Stunden Halbschlaf später stolpere ich auf den Hannoveraner Hauptbahnhof und stelle fest, dass dieser weder von noch für Ästheten entworfen zu sein scheint. Oder ich bin in meiner schläfrigen Trance und wegen der vergangenen Tage zu sehr von französischen Automobil-Design verwöhnt worden.
Fünfzig Minuten Aufenthalt werden mittels Kaffee und Zigaretten überbrückt, bevor ich meinen entkräfteten Körper schlussendlich in einen Zug wuchte, der nach Berlin fahren soll.
Es ist Montagmorgen, 07:36 Uhr als ich vor meiner Haustür stehe. Mein Gepäck landet unkoordiniert auf dem Boden; Kaffee, ich muss mir einen Kaffee machen.
Drei Tage zuvor saß ich zu dieser Zeit in einem Citroën DS5 in Philae-Blau und verlasse soeben das Gelände der Citroën-Niederlassung der André-Citroën-Straße in Köln. Das Ziel: mit sechs weiteren Bloggern und zwei weiteren Citroën-Modellen innerhalb von drei Tagen 3.000 Kilometer zurück zu legen. Kein bestimmter Ort sei Ziel dieser Reise, kein 5-Sterne-Hotel liegt auf unserem Weg, keine Pressekonferenz lenkt vom Wesentlichen ab: dem Auto – allein das Er-Fahren zählt. Drei Autos wollen in unterschiedlichen Fahr-Situationen erlebt und bewegt werden. Was zählt, sind die Fahrzeuge, die Straße und die Erfahrungen, die sich aus der Kombination der beiden ersten Faktoren ergeben.
Intensiv sollte dieses Wochenende werden. Ich durfte jeden Tag ein anderes Auto über Landstraßen und Autobahnen bewegen, gemeinsam durchfuhren wir Belgien, durchquerten Frankreich von Nord nach Süd, landeten schließlich in einer anderen Klimazone, folgten der Mittelmeerküste gen Westen und zogen letztlich nach Norden durch die Schweiz und die Alpen zurück nach Köln.
In den nächsten Tagen und Wochen werden hier und an anderer Stelle mehrere Artikel und Beiträge zum zweiten Blogger Road-Trip erscheinen. Leider habe ich es nicht geschafft, wie vorgesehen, bereits während des Road-Trip den einen oder anderen Text zu schreiben. So wird es im Nachgang Texte geben, die tageweise vorgehen und selbstverständlich werde ich mich auch den einzelnen Autos widmen. In meinem Kopf ist bereits halbwegs klar, welches Auto ich für mich persönlich wo positioniere.
Bevor ich mich jedoch auf diese Texte stürze, gilt es, mich zu bedanken. Ein großes Dankeschön an Bjoern Habegger, der die gesamte Organisation übernahm, die Strecke plante, Hotels buchte, Essen und Getränke organisierte und stets Ansprechpartner mit offenem Ohr war. Danke für die Einladung und dieses tolle, unvergessliche Wochenende.
Ebenfalls bedanken möchte ich mich bei Citroën Deutschland und Tanja Kämmerling. Es ist keineswegs eine Selbstverständlichkeit, einer Horde Unbekannter drei Neuwagen an die Hand zu geben und durch sechs Länder Europas fahren zu lassen. Vielen Dank für das entgegengebrachte Vertrauen und diese Möglichkeit.
Der letzte Dank dieses Textes geht an Vodafone, die uns mit drei UMTS-WLAN-Router unterstützten und uns somit ermöglichten – bis auf den letzten Tag – online zu sein und Daheimgebliebene mit Bilder und Kommentare zu versorgen.
In meinem nächsten Artikel werde ich mich dem ersten Tag des Blogger Road-Trip widmen.