Audi S3 Limousine – Souveränität & Understatement
Seit der dritten Generation Audi A3 (8V) bieten die Ingolstädter eine Stufenheck-Limousine des Kompakten an. Nach einer ersten Testfahrt in der zivilen A3 Limousine im Juni 2013 musste im Juni 2014 die schärfere Krawall-Variante her.
Bevor ich den modellgepflegten Audi A3 & S3 am 27. Mai durchs Münchener Umland scheuche, möchte ich noch einmal meine Begegnung mit der S3 Limousine anno 2014 Revue passieren lassen. Vom kecken Hintern des S3 Sedan im zurückhaltenden Daytonagrau-Perleffekt träume ich noch bis heute …
Audi S3 Limousine – Im Stand
Eines schönen Tages wurde es grau – Daytonagrau-Perleffekt. Mit dem Schlüssel der Audi S3 Limousine in der Hand hatte ich stets mit diesem Zwiespalt zu kämpfen: Soll ich fahren oder gaffen?
Audi verstand es vortrefflich, das banale Erscheinungsbild einer kompakten Stufenheck-Limousine erotisch aufzuladen. Trotz der sportlichen Lässigkeit, die so betörend auf mich wirkt, beweist der Ingolstädter gepflegten Nadelstreifen-Stil.
Das Heck der S3 Limousine verführte mich auf den ersten Blick. Schnell war ich befangen, ein an diesen Prachthintern getackertes Nervenbündel. Die sehnig-straffen Flanken, das elegante Understatement und schließlich das imposante wie wunderschöne Heck.
Jede Sicke, Falze oder Kante sitzt, das Exterieur liegt wie ein maßgeschneiderter Anzug an – nur in sportlich. Die Lackierung Daytonagrau-Perleffekt steht der S3 Limousine ausnahmslos gut; von grauer Maus keine Spur. Allein die Seitenschweller mögen sich nicht so schön in das homogene Design einfügen.
Warum überhaupt ins Cockpit steigen, wenn ich dann diese Heckaussicht nicht genießen kann?
300 PS, 380 Newtonmeter Drehmoment und quattro-Allradantrieb sind gewiss vortreffliche Argumente.
Audi S3 Limousine – Auf Fahrt
Es gibt da diese langgezogene, abschüssige Rechtskurve, die in die B158 mündet und als weitere, scharfe 90-Grad-Rechtskurve fortgesetzt werden kann – unter Beachtung des Querverkehrs versteht sich. Noch in der ersten Rechts trampelst Du das Gaspedal nieder und mit dem Druck von 380 Newtonmeter zieht die S3 Limousine ohne Scharren, Rutschen oder Quietschen ihre Bahn. Traktion satt.
Noch kurz mit beherztem Tritt am Kurveneingang der zweiten Rechts angebremst und mit Schmackes ums Eck.
Du stehst da im S3 auf dem Gas und die S tronic hämmert mit einem Zupfer am Schaltpaddel die nächste Schaltstufe rein – untermalt vom grummelnden Geknatter aus der vierflutigen Abgasanlage. Obwohl der Allradantrieb nur per Haldex-hang-on-Variante realisiert wird, die ohne Zweifel ihre Nachteile haben kann, zeigt der quattro-Antrieb, dass er den Anforderungen dynamischer Stadt- und Landfahrt mehr als gewachsen ist. Der Asphalt gut und griffig, Traktionsverlust bleibt aus.
Ganz im Gegensatz zum bockigen wie spaßigen Citroën DS3 Racing, dessen Vorderachse um Gnade winseln und die Antriebseinflüsse Dir das Lenkrad entreißen würden.
Dagegen verhält sich die Audi S3 Limousine beinahe narrensicher. Der quattro-Antrieb hält Dich in der Spur und fühlt sich in gewissen Momenten zu gutmütig und perfekt an. Die S3 Limousine kommt ohne Ecken und Kanten, erlaubt sich keine Ausreißer und kommt überaus technoid daher.
Manchem mag das zu steril oder unsexy vorkommen, andere wissen gerade diese Geradlinigkeit zu schätzen.
Unter der Bughaube kommt der allseits bekannte 2.0-Liter-Turbo-Benziner zum Einsatz, der in zig Ausbau- und Leistungsstufen im VW-Konzern zum Einsatz kommt. Seiner Arbeit geht er gewissenhaft nach, lässt es allerdings an Emotionalität und Herzblut missen. Er tönt unmotiviert und gelegentlich nölig. Kompensiert werden soll der generische Klang durch künstlich generierten Sound, der einerseits in den Innenraum geleitet wird und andererseits für simulierte Fehlzündungen in der Abgasanlage sorgt. An sich klingt der Kunst-Sound durchaus wohlig, kommt aber nicht an die ausgeklügelte Technik vom A7 Sportback 3.0 TDI competition, Audi SQ5 oder SQ7 heran.
Das 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe sortiert die Gänge gewohnt schnell, schaltet unmerklich und ohne den Vortrieb zu unterbrechen hoch. Es gibt jedoch noch Luft nach oben. So werden Schaltpaddel-Befehle nicht augenblicklich umgesetzt und dem Runterschalten geht eine Gedenksekunde voraus. Gerade auf kurvigem Geläuf kann das nerven. Allerdings sollte die S tronic inzwischen auch in diesen Disziplinen nachgelegt haben.
Nichtsdestotrotz würde ich zum Handschalter greifen.
Audi S3 Limousine – Fazit
Das „S“ steht für Sport – und mehr ist es auch nicht. Die Audi S3 Limousine ist ein schön schneller Kompakter, der nicht über die Stränge schlägt und dabei in seiner technoiden Ausrichtung derart perfekt geartet ist, dass ihm böse Zungen Charakterlosigkeit oder Langeweile vorwerfen könnten. Das täuscht jedoch nicht darüber hinweg, dass der S3 ein extrem gutes Auto ist, das Fahrspaß bringt und mit seinem durchtrainierten Heck in der Lage ist, mir die Sinne zu rauben.
Wer Wert auf mehr RennSport legt, muss zum Audi RS 3 mit seinem charmanten wie unbarmherzigen 2.5-TFSI-Fünfzylinder greifen.
Einen Kritikpunkt sehe ich bei der Audi S3 Limousine im Getriebe, das mir persönlich nicht zusagt, da es in Momenten, auf die es ankommt, zu träge reagiert. Weitere Punkte sind die billig anmutenden Plastik-Paddels, die in keinster Weise Audis Premium-Anspruch gerecht werden, sowie die schlecht integrierten Seitenschweller.
Audi gelang mit der S3 Limousine ein potenter Kompakt-Sportler im feinen Stufenheck-Dress, der in meinen Augen als Designer-Stück glänzt und trotz des kleinen 2.0-Liter-Turbos richtig Spaß macht. Die Alltagstauglichkeit leidet nicht unter seinen sportlichen Talenten und einem Test-Verbrauch von 10,4 Liter Super Plus hält sich der kleine Audi angesichts der gebotenen Leistung auch im Konsum zurück. Eben ein wohlgekleideter Gentleman. Allerdings ist die S3 Limousine auch schmerzlich teuer.
technische Daten | Audi S3 Limousine (8VS) S tronic |
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Motor-Bauart | R4-Ottomotor | Direkteinspritzung & Turboaufladung | DOHC | 16 Ventile |
Motorkennbuchstaben | CJXC |
Hubraum | 1.984 cm³ |
max. Leistung | 221 kW/300 PS bei 5.500–6.200 U/min |
max. Drehmoment | 380 Nm bei 1.800–5.500 U/min |
Antriebsart | Allradantrieb, permanent (quattro) |
Getriebe | 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe (S tronic) |
Beschleunigung, 0–100 km/h | 4,9 s |
Höchstgeschwindigkeit | 250 km/h (elektronisch abgeregelt) |
Länge / Breite / Höhe | 4.469 / 1.796 / 1.392 mm |
Radstand | 2.631 mm |
Serien-Bereifung | 225/40 R18 |
Test-Bereifung | 235/35 R19 |
Leergewicht (EG 92/21) | 1.535 kg |
zulässiges Gesamtgewicht | 2.000 kg |
Kofferraum-Volumen | 390 l |
Verbrauch innerorts/außerorts | 8,8 l/5,9 l Super Plus |
Verbrauch gesamt | 6,9 l Super Plus |
Test-Verbrauch | 10,4 l Super Plus |
Test-Kilometer | 1.040 km |
CO2-Emissionen | 159 g/km |
Tankinhalt | ca. 55 l |
Effizienzklasse | D |
Abgasnorm | EURO 6 |
Weitere Informationen zur Audi S3 Limousine gibt es auf der Hersteller-Webseite.
Der Testwagen wurde mir im Juni 2014 von Audi Deutschland zur Verfügung gestellt, anfallende Kraftstoffkosten wurden vom Hersteller übernommen.
Dies hat keinen Einfluss auf meine Meinung zum Fahrzeug und den hier veröffentlichten Artikel.
Dieser Artikel basiert auf einer mehrteiligen Artikel-Serie zur Audi S3 Limousine von 2014.
Text: MvB Fotos: MvB