Wer kennt ihn nicht? Den lustigen Narren, der in rotem Kostüm, mit Schellen behangener Narrenkappe und Schnabelschuhen den Adligen und Herrschenden lustige Streiche spielt. Und so richtig übel nehmen kann man ihm seine Narreteien auch nicht, denn er hält uns den Spiegel vor, konfrontiert seine Mitmenschen mit unliebsamen Wahrheiten, die er dank der Narrenfreiheit ungestraft äußern darf. Der Archetyp dieses Narren ist Till Eulenspiegel, der kindgerecht von Erich Kästner bearbeitet worden ist. Bekannt ist Till bis heute für das Wörtlichnehmen von Redewendungen und dem Spielen von Streichen an Leuten, die es verdient haben. Doch eigentlich war alles ganz anders.
Der, den wir heute als Till Eulenspiegel kennen, geht auf eine literarische Figur zurück, die wir bis zum ältesten, erhaltenen Straßburger Druck von 1515 zurückverfolgen können. Diese Figur wird vom Autor Dyl Ulenspiegel genannt und erweist sich im Laufe dieses frühneuhochdeutschen Prosaromans als gar nicht so lustig. Im Gegenteil, Dyl Ulenspiegel ist oftmals böse, spielt seinen Mitmenschen Streiche, die ekelerregend sind oder gar den Tod oder Verletzungen anderer in Kauf nehmen. Es zeigen sich viele Unterschiede zu dem, den wir heute Till Eulenspiegel nennen.
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