Ersteindruck: Der neue Audi A1

Der neue Audi A1

Für das Modelljahr 2015 hat Audi den A1 sowie A1 Sportback überarbeitet. Seit der Markteinführung 2010 (der fünftürige Sportback folgte 2012) konnten die Ingolstädter weltweit mehr als 500.000 Stück absetzen. Das ist beachtlich, stieß der A1 doch zu Beginn auf eher verhaltene Gegenliebe.

2015er Facelift des Audi A1 (Typ 8X) 1.8 TFSI in der Vorderansicht auf dem Col de Braus.

Audi A1 2015 – Was ist neu?

Optisch gewinnt der Ingolstädter dank neuer Leuchten-Grafiken an Front und Heck an Profil. Gerade die neuen Xenon-Scheinwerfer mit ihren Details im Gehäuse sehen richtig gut aus. Das indirekt beleuchtete, gezackte Schwert – Hut ab, Audi. Scheinwerfer-Design habt ihr drauf. Auch die aufgehübschten LED-Rückleuchten wissen – ins rechte Licht gerückt – wirklich zu gefallen. Das ist schön zu sehen, war Audi vor wenigen Jahren noch in puncto Licht-Design weit weniger stilsicher.

Xenon-plus-Scheinwerfer des Audi A1 Facelift (2015, Typ 8X).

Unter der Bughaube kommen ausschließlich EURO-6-Motoren zum Einsatz, die effizienter sowie leistungsstärker geworden seien. Erstmals setzen die Ingolstädter im Audi A1 auf Dreizylinder-Motoren. Der Benziner 1.0 TFSI ultra leistet 70 kW/95 PS, der 1.4 TDI ultra bringt es auf 66 kW/90 PS Leistung. Das Diesel-Aggregat konnte ich bereits im überarbeiten VW Polo V 1.4 TDI antesten. Überzeugen konnte es mich jedoch nicht.

Ebenfalls neu im Portfolio sind die beiden angetesteten 1.4 TFSI COD mit Zylinderabschaltung sowie der 1.8 TFSI, der die neue Speerspitze der A1-Baureihe darstellt. Dieses Triebwerk wird auch im VW Polo GTI verbaut und leistet 141 kW/192 PS. Es ersetzt den via Turbo-Kompressor aufgeladenen 1.4 TFSI (136 kW/185 PS). Die neuen oder stark überarbeiteten Aggregate bis 1.4 Liter Hubraum wurden samt und sonders von Steuerkette auf Zahnriemen umgestellt. Einzig der 1.8 TFSI (EA 888, 3. Generation) läuft über Kette; und natürlich der S1 2.0 TFSI quattro.

2015er Facelift des Audi A1 (Typ 8X) 1.8 TFSI in der Heckansicht auf dem Col de Braus.

Wie schon der 2010 vorgestellte Audi A1 glänzt auch der aufgewertete A1 mit feiner Haptik, die so wohl in keinem anderen Kleinwagen anzutreffen sein dürfte. Die drei metallenen Klima-Drehregler sind nach wie vor ein Hochgenuss für den Tastsinn der Fingerkuppen. An sich ein furchtbar unwichtiges Detail, aber es zeigt sehr schön, wo u. a. die Ansprüche der Ingolstädter an einem Premium-Kleinwagen liegen.

Interieur-Detail: perforiertes Leder am Lenkrad des Audi A1 Facelift (2015, Typ 8X).

So gut Audi in puncto Haptik und Innenraumverarbeitung auch sein mag; es gibt an anderen Stellen Aspekte, die nicht in dieses Premium-Bild passen. Im Gegensatz zum überarbeiteten VW Polo ist der geliftete Audi A1 nicht mit LED-Scheinwerfern, einer adaptiven Geschwindigkeitsregelanlage oder Rückfahrkamera zu haben. Gerade solche Ausstattungsoptionen erwarte ich, wenn der A1 premium sein möchte.

Passfahrt – A1 1.8 TFSI auf dem Col de Braus

Passfahrt: Mit dem Audi A1 Facelift (Typ 8X) auf dem Col de Braus (2015)

Mit dem Top-Modell des A1 ging es schließlich und endlich in die Seealpen, auf den Col de Braus. Dort musste der 192 PS starke Fronttriebler zeigen, was in ihm steckt. Kurvig und bergig ist die Strecke, Passagen mit trockenem und feuchtem Asphalt wechseln sich ab, der Motor ist warm.

Der 1.8 TFSI soll sportlich sein und stellt diesen Anspruch auch optisch dezent, aber effektvoll zur Schau. Der Misanorot-Perleffektlack kommt in der Sonne der Côte d’Azur und der Seealpen sehr schön zur Geltung, die schwarzen Kontrast-Akzente verpassen dem Ganzen einen netten Hauch von sportiver Unbändigkeit. Ja, das Endrohr in schwarz sieht schon cool aus, auch die Blade an der Front sowie der Heckdiffusor. Aber sportlich machen diese Attribute den Audi A1 deswegen nicht. Das sollte schon die Motor-Getriebe-Kombination gewährleisten.

2015er Facelift des Audi A1 (Typ 8X) 1.8 TFSI in der Seitenansicht auf dem Col de Braus.

Und die ist für mich auf dem Papier bereits ein Rätsel. Denn den Audi A1 1.8 TFSI gibt es ausschließlich mit der 7-Gang S tronic; wo der Polo GTI etwa auch einen Handschalter vorzuweisen hat. Das Problem am 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe ist nämlich die Drehmoment-Limitierung. Der Doppelkuppler DQ 200 ist nur bis 250 Nm ausgelegt und freigegeben, obwohl der Motor selbst deutlich mehr zu leisten im Stande ist – wie der handgerissene Polo GTI zeigt. Denn dieser bringt es schließlich auf 320 Newtonmeter.

Wie sich zeigte, dürfte die gepflegte Passfahrt wohl eher die Domäne des Audi S1 quattro sein. Natürlich wird der A1 wohl von den wenigsten Käufern die Pässe rauf und runter gescheucht werden. Dennoch war diese Fahrt für mich sehr erkenntnisreich. Zumal es nicht immer eine Passstraße sein muss, um zu spüren, dass der A1 1.8 TFSI etwas unausgewogen wirkt. Klar, der A1 mit 192 Pferden lässt sich zackig bewegen; so zackig, dass es einem etwaigen Beifahrer auf den Magen schlägt. Dennoch war die Vorderachse mit der Leistung von 192 PS oftmals überfordert. Das radselektive Abbremsen der Vorderräder des ESC/ESP in haarsträubendenscharfen Kurven bringt zwar eine spürbare Verbesserung, wird der Lage aber nicht vollends Herr. Die Antriebseinflüsse zerren an der Lenkung, um Kurven hoppelt sich die Vorderachse, das Doppelkupplungsgetriebe S tronic wirkt nicht in jeder Situation souverän. Hinzu kommen die montierten Goodyear EfficientGrip, die schnell zum Schmieren neigten.

Das Cockpit des Audi A1 Facelift (2015, Typ 8X).

Teil des Problems scheint mir auch das drive select zu sein. Im dynamic mode wirkt der 1.8 TFSI im A1 hitzig und ungestüm. Witzigerweise fuhr sich der kräftige 1.8er im auto-Modus deutlich harmonischer und stimmiger. Er quält sich nicht die Drehzahlleiter bis zum Exitus hoch, sondern schaltet intelligenter, immer auf den Punkt, auf dem Drehmomentplateau. Somit wirkte der A1 1.8 TFSI im normalen Fahrmodus spürbar souveräner.

Das Fahrwerk, das via drive select ebenfalls verstellbar ist, fällt für meinen Geschmack in jeder Konfiguration zu hart für einen Kleinwagen aus – ein Umstand, den ich auch am Audi A1 Ambition anno 2013 kritisierte. Sportlich-straff finde ich ja gut, aber ausgewogen sollte es auch in puncto Fahrkomfort sein. Persönlich würde ich daher zum Standard-Fahrwerk (Dynamikfahrwerk) tendieren.

LED-Rückleuchte des Audi A1 Facelift (2015, Typ 8X).

Meine Empfehlung: Audi A1 1.4 TFSI COD

Für den etwas dynamischeren Fahrer, dem der S1 sowohl zu doll als auch zu teuer ist, und der gleichzeitig ein wenig auf Vernunft setzen möchte, dürfte der 150 PS starke 1.4er Turbo mit Zylinderabschaltung interessant sein. Im Gegensatz zum 1.8 TFSI fühlt sich der 1.4 TFSI mit der COD-Technik (cylinder on demand) sehr ausgewogen an und gefällt mit guten Fahrleistungen und souveräner wie angemessener Performance auf der Straße. Und es gibt ihn mit 6-Gang-Schaltgetriebe.

2015er Facelift des Audi A1 (Typ 8X) 1.8 TFSI in der Heckansicht auf dem Col de Braus.

Auch wenn ich mit dem 1.4 TFSI COD deutlich kürzer unterwegs war als mit dem 1.8er Turbo, hinterließ das kleinere Aggregat einen runderen Eindruck. Mit 250 Nm Drehmoment ist der 1.4er ebenso kräftig wie der 1.8 TFSI, entwickelt seine Kraft jedoch homogener und unaufgeregter. Zwar mag der 1.8 TFSI mit seinen 192 PS obenrum besser gehen, der 1.4 TFSI mit 150 PS lässt jedoch einerseits keine Leistung vermissen und überzeugt andererseits mit seinem feinen, sauber zu schaltenden 6-Gang-Getriebe.

Interessant ist auch die Zylinderabschaltung, die erstmals im A1 zum Einsatz kommt. Im Schubbetrieb zwischen 1.400 und 4.000 Umdrehungen sowie unter 100 Nm Motorlast deaktiviert der Motor Einspritzung und Zündung der Zylinder 2 und 3, elektromechanisch ausfahrbare Stifte verschieben die Nockenstücke auf den Wellen, sodass schließlich Nullhubprofile über den Ventilen rotieren und diese nicht betätigen. Zu spüren ist das nicht, für den Fahrer bleibt (gefühlt) alles beim Alten.
Für mich persönlich ist die Sache klar: Meine Wahl fiele auf den 1.4 TFSI COD.

Audi A1 2015 – Fazit

2015er Facelift des Audi A1 (Typ 8X) 1.8 TFSI in der Vorderansicht auf dem Col de Braus.

Der Audi A1 war und ist ein famoser Kleinwagen. Voraussetzung ist jedoch die richtige Konfiguration. Glücklicherweise lassen die Ingolstädter dem Kunden in der Gestaltung ihres A1 nahezu freie Hand. Dieses Maß an Individualisierungsmöglichkeiten hat freilich seinen Preis. Doch für sein Geld bekommt der A1-Fahrer eine Verarbeitungsqualität kredenzt, die ihresgleichen sucht. Das Cockpit ist in dieser Hinsicht eine Wohltat; und die Benchmark in diesem Segment.

Das Interieur des Audi A1 Facelift (2015, Typ 8X).

Insgesamt überwiegt also ein positiver Ersteindruck. Die behutsamen Retuschen an Front- und Heck-Beleuchtung finde ich sehr gelungen, fahrerisch kommt nie das Gefühl auf, „nur“ in einem Kleinwagen zu sitzen. Schade ist, dass dem Audi A1 Technologien vorenthalten werden, die im VW Polo erhältlich sind (ACC, LED-Scheinwerfer, Rückfahrkamera). Antriebstechnisch würde ich zum 1.4 TFSI COD tendieren, da er Sportlichkeit und Vernunft gekonnt vereint.
Mit meiner Wunschkonfiguration lande ich schließlich bei einem Listenpreis von 31.030 €.

Zur Fahrveranstaltung in und um Nizza/Monaco wurde ich von Audi Deutschland eingeladen. Zu keinem Zeitpunkt wurde versucht, auf meine Berichterstattung Einfluss zu nehmen.

Text: MLe
Fotos: MLe
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