Toyota Yaris Hybrid
Dieser Artikel basiert auf meiner mehrteiligen Artikel-Serie zum Toyota Yaris Hybrid von 2013.
Der kleinste Hybrid-Ableger der Japaner hatte zwei Wochen Zeit, mir zu zeigen, was ein Hybrid-Kleinwagen in der Stadt zu leisten im Stande ist. Der getestete Toyota Yaris Hybrid stellt sich dabei der Norm entgegen. Und damit ist keineswegs der Hybrid-Antrieb gemeint.
Das getestete Fahrzeug ist kein gewöhnlicher Testwagen, denn für gewöhnlich sind diese mit dem Gros des verfügbaren Schnickschnack ausgerüstet, das die Baureihe hergibt, um stellvertretend ein möglichst gutes, repräsentatives Bild für das jeweilige Modell abzugeben. Nicht so der kleine Japaner.
Was täuscht – Der erste Eindruck
„Graue Maus“ – das könnte der erste Gedanke beim Anblick des Testwagens sein. In Wahrheit ist der Yaris Hybrid zwar in Platinsilber Metallic lackiert, aber die unlackierten Türgriffe und Außenspiegelkappen verraten, dass das Grundmodell vor mir steht. Ein verlegener Druck auf den Schlüssel und es passiert: nichts. Tastend suchte ich nach dem Fernbedienungsknöpfchen, drückte unnachgiebig auf dem Schlüssel rum; bis ich ihn näher betrachtete: Ein einfacher Schlüsselbart, ganz ohne Knöpfchen oder Funksender. Der Schlüssel meines seligen Starlet P9 sah nicht anders aus.
Mit dem Hybrid-Antrieb, dem CVT-Getriebe und der 2-Zonen-Klimaautomatik erscheint der Yaris Hybrid kommod ausgestattet zu sein. Dafür sprechen auch der Knie-Airbag für den Fahrer oder etwa das LED-Tagfahrlicht. Schlecht ausgestattet, wie mein anfänglicher Schock suggerieren könnte, ist der Yaris Hybrid nicht. Nur im Detail mutet die Ausstattung etwas anachronistisch an. Seien es der funklose Schlüssel oder die mechanischen Fensterheber im Fond.
Interieur & Exterieur
Optisch unterscheidet sich die Hybrid-Version des Yaris im Vergleich zu seinen Verbrenner-Brüdern in einigen Punkten. Am auffälligsten ist dabei die Front. Angelehnt an den „Keen Look“ bekommt das Hybrid-Modell einen exklusiven Frontstoßfänger und einen schmaleren oberen Lufteinlass. Der trapezförmige Kühlergrill erinnert optisch an die aktuellen Lexus-Modelle. Insgesamt ist das Hybrid-Modell 20 Millimeter länger als die konventionell angetriebenen Yaris. Hinzu kommen Scheinwerfer mit Projektionslinsen und LED-Tagfahrlicht, die es gleichfalls nur für den Yaris Hybrid gibt.
Der Innenraum des Yaris Hybrid unterscheidet sich dagegen kaum von den anderen Varianten. Die schmucken Innenraum-Details mit den meist blauen Akzenten, die häufig in Werbung und Prospekten zu sehen waren, sind den höheren Ausstattungslinien vorbehalten und waren nicht im Testwagen vorhanden. Auf den Hybrid-Antrieb wiesen lediglich das blau beleuchtete Kombiinstrument sowie die Schaltkulisse des CVT-Getriebes hin.
Toyota Yaris Hybrid – Auf Fahrt
Naturgemäß spielt der Yaris Hybrid gerade im Stadtverkehr seinen Trumpf aus. Erstaunlich war, wie oft ich rein elektrisch unterwegs war; auch über unerwartet lange Strecken. Auf urbanem Terrain überzeugt er – sofern der Verbrennungsmotor überhaupt läuft – mit angenehmer Laufruhe und leisem Motorlauf. Verbrenner und E-Motor arbeiten Hand in Hand, die Übergänge zwischen den Antrieben sind kaum zu spüren. Einzig die EV-Leuchte im Kombiinstrument weist auf rein elektrischen Vortrieb hin.
Aber es geht auch anders mit dem Toyota Yaris HSD. Auf der Landstraße ist er durchaus fähig, Fahrspaß aufkommen zu lassen. Der Yaris Hybrid liegt tiefer als der konventionelle Yaris, Fahrwerk und Federung fallen angenehm straff aus. Die Lenkung ist sehr leichtgängig, ohne dabei indirekt zu werden. Lenkbefehlen gehorcht der Kleine HSD ohne Murren und folgt direkt der vorgegebenen Richtung, obschon sich das Lenkgefühl in der Mittellage etwas schwammig anfühlt.
Auf der Autobahn gilt: Wenn er erstmal rollt, dann rollt er. Das Drehzahl-Niveau dabei geht in Ordnung und der größte Lärmanteil geht auf Wind- und Abrollgeräusche zurück. Lauter wird es naturgemäß, wenn Leistung eingefordert wird. Dabei ist es möglich, diese Geräuschentwicklung zu reduzieren, indem ich das Getriebe mittels Gaspedalspiel zur Drehzahl-Reduktion überrede.
Hybrid-Fahren möchte eben erlernt sein. Anfangs muss erlernt werden, wie ich wann mit dem Gaspedal spiele, um die Power Split Device (PSD) – sprich die Planetenrad-Getriebeeinheit – dazu zu animieren, möglichst früh niedrigere Drehzahlen anzulegen.
Toyota gibt für den Yaris Hybrid an, bis zu zwei Kilometer bei einem Tempo von bis zu 50 km/h im EV-Modus unterwegs sein zu können. Und ja, das ist möglich. Ich fuhr innerstädtisch – grüne Welle und wenig Verkehr vorausgesetzt – fast drei Kilometer mit etwa 57 km/h rein elektrisch. Auf der Autobahn war es mir im Baustellenbereich sogar möglich, mit über 70 km/h elektrisch zu gleiten.
Das spornt natürlich an und kitzelt den Ehrgeiz des Fahrers. Der Hybrid erzieht den Fahrer zu einer anderen Fahrweise. Unweigerlich wird man zum Großstadt-Ampelschleicher; zu einem Prius-Fahrer, den ich sonst an einer Berliner Ampel zügig überholen würde. Ich fuhr merklich häufiger langsamer, besonnener und gelassener.
Yaris Hybrid – Fazit
Das ideale Stadtauto? Nein. Ich glaube nicht an ein formgewordenes „Ideal“. Aber der Toyota Yaris Hybrid erweist sich während des Tests als womöglich bestes und sinnvollstes bisher erhältliches Stadtfahrzeug überhaupt – sofern ein Kleinwagen ausreicht.
Der Toyota Yaris Hybrid ist klein und wendig. Mit entsprechender Batterieladung fährt er im Stadtverkehr häufig rein elektrisch, sodass die Verbräuche innerorts entsprechend niedrig ausfallen. Wer mittels Vollgas oftmals Leistung fordert, sitzt im falschen Auto. Dennoch lässt sich der Yaris HSD angenehm flott in der Stadt bewegen, vermittelt Dank Tieferlegung, direkter Lenkung sowie straffer Fahrwerksabstimmung ein gesundes Maß Agilität. Aufgrund dieser Zutaten ist auch auf der Landstraße Fahrspaß erfahrbar. Autobahn-Etappen sind möglich, aber nicht das bevorzugte Terrain des Yaris Hybrid XP13.
Der Grundpreis des Testwagens lag bei 16.950,- €. In Platinsilber metallic sowie mit den 15-Zoll-Leichtmetallfelgen Pavona und dem Audiosystem betrug der Testwagenpreis bei 18.480,- €.
technische Daten
Der kleinste Hybrid-Ableger der Japaner ist mit dem überarbeiteten Antriebsstrang des Toyota Prius II ausgerüstet. Der Verbrennungsmotor arbeitet im Atkinson-Zyklus, die Kraftübertragung erfolgt über ein quasi elektronisches CVT. Das Power Split Device (PSD) genannte Planetengetriebe verbindet die Motor-Generatoren (MG1 und MG2) mit dem Verbrennungsmotor.
Entgegen der landläufigen Meinung verfügen Prius wie Yaris Hybrid über zwei Elektromotoren. Dabei arbeitet MG1 vorwiegend als Generator, um etwa den Benziner anzulassen. MG2 ist der eigentliche Antriebs-E-Motor, der jedoch ebenfalls als Generator funktioniert; etwa während der Rekuperation.
Der angegebene Testverbrauch von 5,7 Liter ist nicht repräsentativ. Immerhin habe ich von den über 1.100 Test-Kilometern fast 600 auf der Autobahn zugebracht. Der Toyota Yaris Hybrid lässt sich relativ problemlos unter 5 Liter je 100 Kilometer bewegen.
technische Daten | Toyota Yaris 1.5 VVT-i Hybrid |
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Motor-Bauart | R4-Benzinmotor + Elektromotor | Direkteinspritzung |
Motorcode | 1NZ-FXE |
Hubraum | 1.497 cm³ |
Systemleistung | 74 kW/100 PS bei 6.000 U/min |
max. Leistung Benziner | 55 kW/74 PS bei 4.800 U/min |
Verdichtungsverhältnis | 13,4:1 |
max. Leistung Elektromotor | 45 kW/60 PS |
max. Drehmoment Benziner | 111 Nm bei 3.600–4.400 U/min |
max. Drehmoment Elektromotor | 169 Nm |
Hybridbatterie | Nickel-Metallhydrid |
Antriebsart | Vorderradantrieb |
Getriebe | CVT (stufenloses Automatikgetriebe) |
Serien-Bereifung | 175/65 R15 |
Beschleunigung 0–100 km/h | 11,8 s |
Höchstgeschwindigkeit | 165 km/h |
Wendekreis | 10 m |
Länge/Breite/Höhe | 3.905/1.695/1.510 mm |
Radstand | 2.510 mm |
Leergewicht minimum | 1.160 kg |
max. Zuladung | 405 kg |
Kofferraum-Volumen | 286 l |
Verbrauch innerorts/außerorts | 3,1 l/3,5 l Super |
Verbrauch gesamt | 3,5 l Super |
Test-Verbrauch | 5,7 l Super |
Verbrauch spritmonitor | 4,8 l Super |
Test-Kilometer | > 1.100 km |
CO2-Emissionen | 79 g/km |
Tankinhalt | 36 l |
Grundpreis | 16.950,- € |
Testwagenpreis | 18.480,- € |
Weitere Informationen zum Toyota Yaris Hybrid gibt es auf der Hersteller-Webseite.
Das Testfahrzeug wurde mir von Toyota Deutschland 2013 zur Verfügung gestellt, die Kraftstoffkosten wurden vom Hersteller übernommen.
Dies hat keinen Einfluss auf meine Meinung und den hier veröffentlichten Artikel.
Ist es jetzt das getestete Modell mit CVT oder VVT Getriebe? In 2016 ?
Danke..
N’Abend Adi,
entschuldige bitte die späte Antwort.
Zu sehen und beschrieben ist das 2013er Modell des Yaris Hybrid.
Das Getriebe wird häufig der Einfachheit halber schlicht als CVT bezeichnet, ist technisch jedoch komplexer aufgebaut. Schon allein das Fehlen einer Anfahrkupplung zeigt, dass es sich nicht um ein konventionelles CVT handelt. Wie ich schrieb, erfolgt „die Kraftübertragung […] über ein quasi elektronisches CVT. Das Power Split Device (PSD) genannte Planetengetriebe verbindet die Motor-Generatoren (MG1 und MG2) mit dem Verbrennungsmotor.“
Die beiden E-Motoren MG1 und MG2 hängen gemeinsam mit dem Verbrennungsmotor am Planetengetriebe (PSD) und bilden den Antriebsstrang. Nachdem Toyota das Getriebe anfangs noch CVT nannte, wird es nun schlicht Planetengetriebe genannt, da es sich rein technisch um kein CVT handelt, sondern eher um ein IVT (Infinitely Variable Transmission) mit elektronischer Steuerung zur Bestimmung des Übersetzungsverhältnisses und des Kraftflusses. In seiner Gesamtheit könnte man also sagen, dass das Hybrid Synergy Drive von Toyota ein durch elektronische Steuerung erweitertes IVT ist, dass in seiner Funktionalität wie ein (elektronisches) CVT funktioniert.
Ich hoffe, das beantwortet Deine Frage.
Viele Grüße